Bei einem aktuellen Pferdefall war die Beobachtung, dass das Pferd zwar Gras isst, gerne auch Kräuter aus der Hand annimmt, sich beim Essen aber an der Halterin reibt. Bei Heu nimmt es einen Happen und läuft kopfschlagend davon. Die Halterin beobachtete auch, dass ihr Pony viele Fresspausen macht und an Gewicht verliert.
Schnell stand die Vermutung „Magengeschwüre“ im Raum. Doch was hat es mit dem Verhalten auf sich?
Vor Ort wurde schnell klar, das Pferd möchte essen, aber irgendwas funktioniert nicht. Die Zähne wurden erst vor ein paar Monaten gemacht, also daran konnte es nicht liegen. Etwas Beobachtung ergab, dass die Stute nicht richtig kauen und vermutlich nicht richtig schlucken kann.
Von der Konsistenz her weiche Kräuter werden gerne angenommen, bei längeren Gräsern ist die Nahrungsaufnahme verzögert und Heu wird zwar theoretisch gewollt, aber kann nicht gekaut werden, da hierzu ausufernde Kaubewegungen und Speichelproduktion notwendig sind.
Im Rücken wurde eine LWS Blockade, feste Kopf-Kiefergelenke, ein festes Zungenbein sowie CTÜ festgestellt.
Wie hängt das alles zusammen und was hat das Ganze mit Magengeschwüren zu tun?
Wenn in der Lendenwirbelsäule eine Blockade ist, wird das Pferd anfangen, kompensatorisch verkürzte Schritte zu gehen, um dem Schmerz zu entkommen. Eine weitere Kompensation kann sein, sich über Zungenbein „festzuhalten“, da zudem die Rumpfträger ausgeleiert sind und die allgemein stabilisierende Funktion der im Brustkorb befindlichen Organe, usw. nicht mehr gewährleistet ist.
Ein festes Zungenbein wirkt sich auf vielen Ebenen aus, da die daran befindlichen Muskeln durch Muskelketten wiederum mit anderen Muskeln verbunden sind. So gibt es eine direkte Verbindung mit dem Hinterhauptsbein, die somit auch Auswirkungen auf die Halswirbel hat und dadurch über die muskulären Verbindungen entlang des Nackens und der restlichen Wirbelsäule. Nach unten gibt es muskuläre Verbindungen, die sich mit dem oft erwähnten Kopf-Arm-Muskel treffen und darüber wiederum mit der Brustmuskulatur, die bei den allermeisten Pferden ohnehin „ausgeleiert“ ist.
Magengeschwüre können somit aus vielerlei Gründen entstehen. Zum einem wird Magensäure produziert, weil das Pferd Hunger hat, doch die zu erwartende Menge an Nahrung wird nicht zugeführt, somit „übersäuert“ der Magen. Weiterhin kann mit einem festen Zungenbein durch die naheliegende Speiseröhre nicht mehr adäquat geschluckt werden. Hier können auch Schlundverstopfungen die Folge sein. Aufgrund der LWS – und Zungenbeinblockade sowie deren Auswirkungen verkrampft sich der gesamte Magen-Darm-Bereich und das Pferd steht zudem noch dauerhaft unter dem Beschuss von Stresshormonen. Auch das begünstigt Magengeschwüre.
Der Bogen spannt sich zu den Kräutern …
In so einem Fall können bestimmte Kräuter symptombedingt helfen, aber werden die Ursache, die Magengeschwüre hervorrufen, nicht abstellen. Das Pferd aus dem Fallbeispiel hat sich in der Tat für magenstimulierende Kräuter entschieden, doch kommen wir nicht drumherum, die Schmerzkörper aufzulösen und dafür zu sorgen, dass dieser gelöst bleibt. 😊
Hier wird der ganzheitliche Ansatz wieder so deutlich, dass es immer wieder aufs Neue faszinierend ist, wie all das zusammenhängt und Lösungen zu haben! 😊
In meinem ganzheitlichen Therapie Angebot erhalten die Pferdehalter Möglichkeiten, sich selbst zu helfen und damit in die Eigenverantwortung zu gehen. Das ist ein besonderes Benefit!
P.S.: In der Grafik habe ich freihand die knöcherenen und muskulären Strukturen eingezeichnet. Sie sind sind nicht maßstabgetreu und nur angedeutet!