Wie hängen Blähbauch, Koliken und Atemthemen zusammen und was sind bitte schön „symptomlose Atemprobleme“? Und was hat das mit Kräutern zu tun?
Einige kennen sicherlich das Bild vom aufgeblähten Pferd, seitlich ragt ein fassartiger Bauch heraus und man hat das Gefühl, das Pferd würde gleich platzen. Oft heißt es „Oh Gott, was für ein fettes Pferd! Das muss dringend auf Diät.“
Wenn wir den „zu fett“ Aspekt mal beiseite packen, denn er stimmt in dem Fall einfach nicht, dann bleibt die Aufgasung und das Erste, was einfällt ist „Fehlgährung durch falsches Futter“. Sicherlich kann es hier Zusammenhänge geben, ABER steigen wir mal tiefer in die Materie ein.
Denn es gibt Zusammenhänge zwischen einem festen CTÜ, dem Übergang von der Hals- zur Brustwirbelsäule, die wiederum weitere Auswirkungen entlang der Wirbelsäule (gerne Lendenwirbel- und Kreuzbeinbereich) und auf die Organen haben können. Weiterhin spielt das körperliche Exterieur eine Rolle. Ein hypermobiles Becken sorgt beispielsweise regelmäßig für Probleme in der LWS. Besagter CTÜ ist ein wirklich wichtiger Bereich, denn dort befindet sich auch ein großes Lymphzentrum, welches in seiner Funktion eingeschränkt wird, wenn dort alles verspannt ist.
Was hat das nun mit Aufgasungen zu tun? Beim Ausatmen entspannen sich Muskeln. Probiere es gerne an der Stelle mal selbst aus. Hat das Pferd Schmerzen in der LWS, dann kann es möglicherweise nur bis zum Eintreten des Schmerzes ausatmen, gerät dann ins Stocken und stottert nur noch ein bisschen Luft heraus. Die Atmung wird flacher, damit gar nicht erst so viel Luft herein kommt. Infolgedessen bläht das Pferd auf wie ein Ballon.
Die Inspiration für diesen Artikel erhielt ich von einer Fragestellerin auf der Hauptseite der „BO für Pferde“, die da lautete „Sehr spannend! Wie hängt das vermehrte einatmen mit dem Gas im Darm zusammen?“
Meine Erklärung dazu ist: Dieses nicht adäquate Atmen zieht sich in alle Lebensbereiche. Auch beim Essen wird geatmet, hierbei kann Luft verschluckt werden, die sich dann Magen-Darm-Bereich sammelt. Wir kennen es auch im Humanbereich. Falsches Atmen hat diverse Auswirkungen. Zwerchfell- und Brustatmung passieren eigentlich automatisch und sorgen im Einklang für eine optimale Sauerstoffversorgung. Die Zwerchfellatmung wird auch Bauchatmung genannt, jedoch ist beides nicht das Gleiche. Das Zwerchfell wird vom nervus vagus (einem Hirnnerv) aktiviert und hängt mit dem Sympathikus (Anspannung) und Parasympathikus (Entspannung) zusammen. Befindet sich das Pferd jedoch durch ein angespanntes, dysfunktionales Zwerchfell in der Bauchatmung (flaches, angespanntes Atmen) ist der Sympathikus dauerhaft aktiv und sorgt für Stress im Körper. Die gesamte Zwischenrippenmuskulatur und die Muskelketten der Brust- und Halsmuskeln, der Trapezmuskel und eben auch der Kopf-Arm-Muskel, der sich im Bereich des CTÜ befindet und wiederum mit vielem anderen zusammenhängt, wird in Mitleidenschaft gezogen.
Eine dauerhaftes Falschatmen und eben besonders auch die Bauchatmung führt zu Kolikproblemen und Atemwegserkrankungen, die schon da sind, bevor Husten oder Schleim zu sehen sind. Sie sind also nicht wirklich „symptomlos“, die Symptome sind nur nicht gleich zu sehen.
So – da haben wir es. All das sind Symptome!
Wo jedoch liegt die Ursache für all die Verspannungen und darauffolgenden Reaktionsketten mit Auswirkungen im gesamten Körper. Je nach weiteren Symptomen an verschiedenen Stellen besonders ausgeprägt.
Diese ist immer und immer wieder in einem abgesackten Brustkorb (Thorax) zu finden. Der Trageerschöpfung, die nicht nur durch Reiten ohne angemessene Vorbereitung oder „falsches Reiten“, sondern auch durch körperliche Dispositionen, viele Fohlen und weitere verschleißende Bewegungen mit diversen, daraus resultierenden Kompensationen zu Stande kommt.
Kräuter zur Entkrampfung des Magen-Darm-Trakts oder dem Weiten der Atemwege können maximal Symptome lindern, sie greifen aber nicht an der Ursache. Eine reine Symptomlinderung ist eine eindimensionale Sicht auf die Dinge, so auch die Welt der Pflanzen. Ihr ganzes Spektrum kann sie nie entfalten, wenn wir sie so „eingeschränkt“ betrachten.
So ist es auch, wenn wir diese mögliche Ursache beim Pferd außer Acht lassen. Symptome sind wiederkehrend oder verlagern sich, aber können sich nie ganz auflösen. Hier findet sich dann auch die mögliche Ursache, warum bestimmte Probleme nicht verschwinden, obwohl die Haltungsbedingungen für das Pferd bestmöglich optimiert wurden oder der Mensch angefangen hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Natürlich spielen diverse Faktoren im Leben des Pferdes eine Rolle und im Individualfall ist genau abzuwägen, was wie und warum initiiert wird. Gerade wenn Pferde beispielsweise schon älter sind oder körperlich angeborene Probleme vorliegen. Das erfordert sehr viel Kompetenz, Selbstreflexion und – auch wieder – eine sehr gute Beobachtungsgabe. Die Pferde kommunizieren und zeigen ihren verletzlichen Kern, wenn wir anfangen, diesen Panzer Schicht für Schicht zu entblättern. In der Kürze, in der ich jetzt Fremdpferde kennenlernen durfte, habe ich schon einiges erlebt, wovon ich weitere Bücher schreiben könnte. So spannend ist die Thematik.
P.S. sucht gerne mal nach „Bauchatmung Pferd“ und ihr findet Beiträge wie „Atemproblem ohne Husten oder Schleim“, „Atemprobleme ohne Symptome?“, „Mein Pferd atmet so schwer, aber der Tierarzt findet nichts“ und Ähnliche findet ihr zahlreich 🙂 🙂 So kann es passieren, dass auch ohne ein bekanntes Atemproblem nach der BO Behandlung „der Rotz aus der Nase läuft“.