Stress ist eine Alarmreaktion des Körpers, die das vegetative Nervensystem und die hormonell eingebundenen Organe auf Hochtouren bringt. Dadurch werden körpereigene Ressourcen zur Verfügung gestellt, die eine entsprechende Reaktion ermöglichen, um der Gefahrensituation zu entkommen. Flucht oder Angriff sind hierbei die beiden primären Reaktionen, aber auch ein Verharren oder Erstarren ist eine solche auf Stress. Beim Pferd als Fluchttier kommt ein Verharren zu Stande, wenn die Situation ausweglos erscheint (beispielsweise, wenn es als Beutetier endet). Stress kann auch durch ein sehr aufregendes, positives Ereignis ausgelöst werden.
Stress an sich ist zunächst einmal nichts Schlimmes, da er nur eine Reaktion ist auf einen Reiz, der eine schnelle Reaktion erforderlich macht. Im Normalfall ist dieser Reiz in den allermeisten Fällen wieder verschwindet. Ein gesunder Organismus kann dann entsprechend schnell wieder in den Entspannungszustand wechseln. Die entsprechenden Teile des vegetativen Nervensystems, der Sympathikus und als Gegenspieler der Parasympathikus sind im relativen Ausgleich und erfüllen ihre Funktion. Die ausgeschütteten Stresshormone als auch der hohe Blutdruck sowie Blutzuckerspiegel flachen schnell wieder ab und werden im gesunden System wieder abgebaut.
Anders sieht es bei chronischem Stress aus, der durch ungünstige Lebensbedingungen, Schmerzen, ernährungsbedingte Unterversorgung (Hunger oder zu wenig Mineralstoffe/Vitamine/Spurenelemente), Überforderung, unpassende Herdenkonstellation oder viele Wechsel, Trennungen von Herdenmitgliedern, bei kollektivem Stress in der Herde, Schlafmangel, gestressten Organe, gestressten Pferdehaltern, usw. zu Stande kommt und eine stark gesundheitsschädliche Auswirkung hat.
Bei diesem Prozess ist das gesamte System in Dauer-Alarm-Bereitschaft, doch die körpereigenen Ressourcen reichen nicht aus, um diesem Zustand dauerhaft „gerecht“ zu werden. Je länger dieser Zustand anhält, je schwieriger wird es für den Körper, diesen Zustand wieder aufzulösen. Da zahlreiche Folgemechanismen in Gang gesetzt werden, die immer tiefgreifendere Auswirkungen haben.
Ein Pferd im Dauerstress hat ein ernsthaftes, gesundheitliches Problem und braucht dringend Hilfe.
Die Folgen von Dauerstress sind:
- Immunschwäche und Anfälligkeit für diverse Erkrankungen
- Neigung zu Stoffwechselstörungsbildern und „modernen Zivilisationskrankheiten“ des Pferdes
- Hormonelle Dysbalancen mit fatalen Auswirkungen
- Leistungsfähigkeit nimmt stark ab
- Schmerzen breiten sich aus
- Übersäuerung der Muskeln und Organe
- Faszienverklebungen
- Psychische Dissoziation / Abspaltung
- Diverse Verhaltensauffälligkeiten
- Organische Dysfunktionen und ihre immensen Folgen
- Und vieles mehr
Wie kannst du Stress beim Pferd erkennen?
Offensichtliche Stressanzeichen sind
- Futterneid am Fressplatz
- Beanspruchung von Ressourcen oder Absonderung von der Herde
- Lethargie
- Reaktives, unwillkürliches Verhalten auf Reize
- Drama-Dreieck im Gesicht
- Verhaltensstörungen
- Wiederkehrende Koliksymptome oder andere Probleme
- Hautprobleme
- Kotwasser und Durchfall
- Angespanntes Pferd (fühlt sich an wie ein gespannter Flitzebogen)
- Schlapper Muskeltonus / keine Kraft
- Stumpfes Fell
- Und vieles mehr
Es gibt aber auch diffuse Stressanzeichen, die nur bei einer konkreten Beobachtung auffallen und schon vor dem großen Desaster des Körpers ein Wegweiser sind, dass das Pferd Stress haben könnte.
Als Schmerztherapeutin lege ich hier den Fokus besonders auf Schmerzen, die Schmerzerkennung und Schmerzauflösung. Weiterhin kann ich durch Beobachtung der individuellen Kräuteraufnahme erkennen, wenn innerlich etwas aus dem Ruder läuft, bevor es im außen sichtbar wird. Im Alltag mit Pferd achte ich auch darauf, ob alle Pferde schlafen und wie sie im Ruhemodus stehen. In der Herdenenergie merke ich mittlerweile sofort, wenn sich etwas unstimmig anfühlt.
Oft sind es Kleinigkeiten, die im Alltag erkannt und schnell verändert werden können. Es müssen nicht immer weitreichende Veränderungen geschaffen werden, um stressauslösende Faktoren zu beseitigen. Doch auch Kleinigkeiten können auf Dauer zu einer größeren Sache werden, wenn sie unentdeckt bleiben.
In unserer Webinarreihe im März 2024 gehen wir intensiv auf diese Thematik an drei interessanten Themenabenden ein. Du erfährst hierbei etwas über Stress-Ursachen, was dabei konkret im Körper passiert und welche Auswirkungen dies auf Dauer hat. Wir zeigen Fallbeispiele diverser Pferderassen und Haltungsbedingungen.
Weiterhin erfährst du etwas über die ganzheitliche Kräuterkunde und erhältst praktische Tipps für den Alltag, wie du dein Pferd unterstützen kannst. Am dritten Themenabend geht es um den Einsatz ätherischer Öle beim Pferd als Einstieg in diese wundervolle Thematik mit zahlreichen Möglichkeiten zur Unterstützung deines Pferdes im Alltag. Ätherische Öle wirken auf molekularer Ebene, welche über den Geruchssinn ins limbische System gelangen, als auch durch die äußere Anwendung über die Haut ins Gewebe und den Blutkreislauf. Eine innere Anwendung ist auch möglich, hier werden sie über den Darm aufgenommen. Ätherische Öle sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und beherbergen ein weites Wirkungsspektrum auf Körper, Geist und Seele von Mensch und Tier.